Rundes Gründungsdatum

Das besondere Gründungsdatum, nämlich der 06. Juni 1906 (06.06.06), war natürlich nicht der ausschlaggebende Grund für die Gründung eines Männergesangvereines in Langenprozelten, obschon sich ein solch "rundes" Datum geradezu anbot. Eine Gruppe sangesfreudiger junger Männer gründete jedenfalls an genau jenem runden Datum unter der Federführung des damaligen Bürgermeisters Johann Betz und des Herrn Gerts vom Zollberg den Gesangverein 'Liederkranz'. Herr Gerts übernahm auch das Amt des Dirigenten.

Zum 1. Vorstand wählte man Georg Pabst (Bild), der seinen Posten sage und schreibe 25 Jahre lang bis 1931 innehielt. Zum Vereinslokal wählte man das Gasthaus 'Anker', welches bis 2008 noch Vereinslokal war. Das erklärte Vereinsziel von damals gilt wie heute: "... Pflege des Gesangs und der Geselligkeit ...".

Einer nur kurzen Dirigentenzeit von gerade einmal 2 Monaten durch Lehrer Friedrich folgte im Dezember 1907 mit Lehrer Hartung ein Chorleiter, der fast 13 Jahre den Taktstock bei den Langenprozeltener Sängern schwang. Während seiner Dirigentschaft trat der Verein auch dem 'Fränkischen Sängerbund', Gau Mittelmain, bei.

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges war die Vereinstätigkeit doch erheblich eingeschränkt. Erst ab 1919 kehrte so langsam wieder Normalität ins Vereinsleben ein. Im Jahre 1920 übernahm Lehrer Huhn den Dirigentenstab und übergab diesen bereits 1 Jahr später an den Hauptlehrer Ludwig Apolay.

Fahnenweihe nach 20 Jahren

Einen ersten Höhepunkt der Vereinsgeschichte bildete die Fahnenweihe im Juni 1926, also genau 20 Jahre nach der Vereinsgründung. Fahnenpatin war die Tochter vom damaligen Ankerwirt, Gustl Büttner, später verheiratete Summerer.

25-jähriges Stiftungsfest

Am 07. und 08. Juni 1931 konnte als weiterer Glanzpunkt in der Geschichte des Männergesangverein Liederkranz Langenprozelten das 25-jährige Stiftungsfest mit Ehrungen der Gründungsmitglieder feierlich begangen werden.

Im November des darauffolgenden Jahres wurde dann der Großvater des heutigen Vorsitzenden, Georg Weßner Senior, Vorstand und Dirigent in Personalunion.Im Jahre 1934 übernahm Karl Ruppert das Amt des 1. Vorsitzenden.

Neben der musikalischen Aus- und Weiterbildung der Sänger sind in dieser Zeit besonders die Teilnahme an einem Gruppensingen auf der Gemündener Scherenburg, Besuche bei verschiedenen Sängerfesten und die Durchführung von Familienausflügen hervorzuheben.

Die Bilder zeigen den Männerchor bei einem Sängerfest in Gössenheim und bei einem Ausflug zum Niederwalddenkmal.

2. Weltkrieg

Während des 2. Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit, waren doch die meisten Sänger zum Kriegsdienst eingezogen. Nur noch bei traurigen Anlässen, wie Beerdigungen oder Gefallenenehrungen, wurde gesungen. In dieser schweren Zeit führte der Vereinskassier Edmund Breitenbach die Vereinsgeschäfte weiter.

Nach Kriegsende erwirkte der Vereinsvorstand Karl Ruppert bei der amerikanischen Militärregierung die Wiederzulassung des Vereins. Die nach und nach aus dem Krieg oder der Gefangenschaft heimkehrenden Sänger fanden sich wieder zusammen, um beim Singen vielleicht auch ein wenig die schlimmen Jahre des Krieges zu vergessen.

Die vielen im Krieg gefallenen und vermissten Sänger waren freilich unersetzbar. In Bürgermeister Georg Imhof fand man auch wieder einen Dirigenten, der dieses Amt bis 1952 ausübte. In diese Zeit, genau am 21. Mai 1950, fiel auch das erste große Sängertreffen in Langenprozelten. Mit der Bahn, mit Bussen, mit dem Schiffen, ja sogar mit Fuhrwerken kamen insgesamt 13 Gesangvereine aus der Umgebung angereist. In einem feierlichen Festgottesdienst wurde die 'Schubert-Messe' gesungen, und der Festplatz war voll besetzt. Dass der geplante Festzug wegen des schlechten Zustands der Ortsstraßen ausfallen musste, ist allerdings eine Kuriosität.

Ehrendirigent Georg Weßner Senior

Nachdem 1951 Valentin Schuhmann zum 1. Vorstand gewählt worden war, übernahm im Dezember 1952 Alfons Höfling den Vorsitz. Aufgrund der Erkrankung des Dirigenten mußten in den Folgejahren immer wieder Aushilfsdirigenten gefunden werden, bis letztlich Georg Weßner Senior im Januar 1953 nocheinmal den Taktstock übernahm und den Chor bis 1960 leitete. Als er aus Altersgründen zurücktrat, wurde er zum Ehrendirigenten ernannt.

50-jähriges Stiftungsfest

Am 04. und 05. Juni 1956 feierte der MGV Liederkranz Langenprozelten sein 50-jähriges Stiftungsfest unter Mitwirkung des Würzburger Madrigalchores und des Kammerorchesters der Würzburger Musikfreunde in einem prächtigen Rahmen. Festvorsitzender war der unvergessene langjährige Sangesbruder und 2. Vorstand Hermann Höfling. Sogar die Fahnenpatin Gustl Summerer reiste eigens aus München an und nahm mit ihren Ehrendamen an den Festlichkeiten teil.

Ein langer Festzug zusammen mit den Orts- und Gastvereinen zog auf den mittlerweile ausgebesserten Ortsstraßen durch das festlich geschmückte Langenprozelten.

Bilder: Oben die Ehrendamen von 1926, unten die Ehrendamen von 1956, sowie der feierliche Festzug durch den Ort.

Ab 1960 dirigierte Walter Herr

Dirigentennachfolger von Georg Weßner senior wurde 1960 der Lohrer Stadtkapellmeister Walter Herr, der zusammen mit dem rührigen Vorstand Alfons Höfling wieder neuen Schwung in den Verein brachte. Mit modernen Chorsätzen stießen auch wieder junge Sänger zum Verein.

In den Fünfziger Jahren fanden immer wieder Theaterabende im Saal des Vereinswirts statt, war man doch nach dem Krieg dankbar für jede Abwechslung und für alles, worüber man lachen konnte. Mit Chorkonzerten, Liederabenden, Ausflügen und Familienfeiern bereicherte der MGV das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Gemeinde. Ab 1961 leitete der gewichtige Präsident Josef Burkholz die Elferratssitzungen im Ankersaal und in der Turnhalle bis weit in die Siebziger Jahre.

Nachdem Alfons Höfling krankheitsbedingt sein Amt zur Verfügung stellten musste, wurde er für seine Verdienste, zusammen mit dem ehemaligen 1. Vorstand Karl Ruppert, zum Ehrenvorstand ernannt. Nachfolger wurde Sebastian Kraft, der mit Fleiß und Tatkraft die Geschicke des MGV Liederkranz über 28 Jahre leiten sollte, bis er nach langer schwerer Krankheit 1992 im Alter von nur 56 Jahren verstarb.

Hatte bis zum Jahre 1974 noch Walter Herr den Dirigentenstab geschwungen, übernahm nach dessen Tod sein Schüler Erwin Schneider 1975 - als jüngstes Mitglied - das Amt des Dirigenten. Er hat seitdem mit neuen Ideen, neuen, frischen Chorsätzen und schmissigen Arrangements die Sänger zu immer größeren Leistungen angespornt und mit für einen stetigen Aufwärtstrend gesorgt. Hervorzuheben sind hier insbesondere die seit 1979 im zweijährigen Turnus stattfindenden geistlichen Konzerte an Weihnachten, deren Spendenerlöse von mittlerweile über 25 000 Euro karitativen Einrichtungen zugute kamen.

75-jähriges Stiftungsfest

Vom 24. bis 27. Juli 1981 feierte der MGV seinen 75. Geburtstag mit viertägigem Festzeltbetrieb, einer großen Kirchenparade und natürlich gesanglichen Darbietungen in der TSV-Turnhalle. Premiere feierten dabei die schicken roten Blazer, mit denen sich der Chor einkleidete, und die auch heute noch das Markenzeichen der Langenprozeltener Sänger sind.

Sängerheim

Unter der Führung des Vorsitzenden Sebastian Kraft nahm der Verein und die aktive Sängerschar im Besonderen eine stete Aufwärtsentwicklung. Von gerade einmal einem guten Dutzend Sänger Mitte der Sechziger Jahre wuchs der Chor zwischenzeitlich auf 58 Aktive an. In die Amtszeit des von allen liebevoll genannten "Bastl" fiel auch die Eintragung des Männergesangvereins in das Vereinsregister beim Amtsgericht Gemünden als e.V. im Jahre 1985.

Der Bau des Sängerheimes am Sandweg lag ihm besonders am Herzen und ist vor allem seinem Streben nach Gemeinschaftsgeist und intaktem Vereinsleben zu verdanken. Anlässlich des 85jährigen Vereinjubiläums im Jahre 1991 wurde dieses eingeweiht und kann wohl als Jahrhundertwerk in der Vereinsgeschichte bezeichnet werden.

Neuer Vorsitzender nach dem Tod von Sebastian Kraft wurde der schon langjährige 2. Vorstand Georg Weßner junior, der damit eine alte Tradition fortsetzte - war doch sein Großvater gleichen Namens schon Vorstand und Dirigent.

Konzert mit Ivan Rebroff

Ein ganz besonderes Highlight in der jüngeren Vereinsgeschichte war zweifelsohne das Kirchenkonzert zusammen mit Ivan Rebroff in der Langenprozeltener Pfarrkirche St. Wendelin im Januar 1991. Beeindruckt hatte der bekannte Profi die Sänger nicht nur mit seinem ernormen Tonumfang von gut und gerne 4 Oktaven, sondern auch im Anschluss an das Konzert mit seinem "Fassungsvermögen".

Als weitere Highlights sind das große Opernkonzert zusammen mit den Sangesfreunden aus Wombach am 19.03.1994 in der Lohrer Stadthalle zu nennen, sowie das Jubiläumskonzert zusammen mit der Stadtkapelle Lohr im Mai 1996 anlässlich '90 Jahre Männergesangverein'. Etwa 600 Zuhörer erlagen dem "Melodienzauber" der Langenprozeltener Sänger.

Zum zweiten großen Chor/-Orchesterkonzert im Oktober 2000 zusammen mit der Big Band und dem Jugendchor der Musikschule Gemünden kamen wieder über 500 interessierte Zuhörer. Auch zu Auftritten in die Ferne gereist ist der MGV, z.B. nach Feldkirchen zum Volksliedchor Feldkirchen mit Gegenbesuch im Juni 2002 und in die holländische Partnerstadt Duiven.

MGV im Gefängnis

Einen Auftritt der besonderen Art hatten die Sänger außerdem in der Justizvollzugsanstalt Würzburg, und die dort Einsitzenden bedankten sich beim MGV mit großem Applaus für die willkommene Abwechslung.

Georg Weßner als Vorstand und Erwin Schneider als Dirigent bilden seit vielen Jahren mit großem Erfolg das Führungsduo des Vereins. Sie stehen für Zuverlässigkeit und Kontinuität. Schneider dirigiert seit fast 40 Jahren ununterbrochen den Chor– eine Tatsache, die ein Novum darstellt. Doch nicht nur die Vorsitzenden und die Dirigenten alleine haben die Erfolge des Vereins begründet, sondern auch die vielen ungenannten eifrigen Sänger, die mit Pflichtbewusstsein, Gemeinschaftsgeist und vielen persönlichen Opfern den Chor in den vergangenen 100 Jahren getragen haben.

Wenn auch in den letzten Jahren die Anzahl sowohl der aktiven als auch der passiven Sänger (durch Tod) zurückgegangen ist, hat der MGV im Vergleich zu vielen anderen Männerchören doch eine Schar junger Sänger an sich binden können, die sich in der Chorgemeinschaft auch richtig wohl fühlen. Während der vergangenen 100 Jahre hat der MGV Liederkranz Langenprozelten zweifelsohne so manche Krise durchgemacht, jedoch auch viele unvergessliche Höhepunkte in seiner Geschichte erlebt, die jedoch nicht alle in einer solchen Chronik erwähnt werden können.

Die Mitwirkung bei kirchlichen Festen, Gottesdiensten sowie bei vielen Veranstaltungen der politischen Gemeinde, Jubiläen und Festen der Ortsvereine ist genau so eine Selbstverständlichkeit geworden wie Konzerte, Veranstaltungen zur Weihnachtszeit und Vereinsausflüge, bei denen die Bevölkerung immer gerne gesehen ist.

Zu wünschen und hoffen bleibt, dass der Männergesangverein Liederkranz 1906 noch viele Jahre diese Tradition fortsetzen kann und zuversichtlich ins zweite Jahrhundert seiner Vereinsgeschichte blickt.

Unsere Chronik

... wurde anlässlich unseres 100-jährigen Jubiläums von Sänger Georg Schumann überarbeitet. Aus zahlreichen Unterlagen, Fotos, Notizen und mündlichen Überlieferungen hat er seinen Vortrag zum Festakt zusammengestellt. Freilich fanden nicht alle Ereignisse der letzten 100 Jahre einen Platz in der Chronik, da dies den Rahmen sprengen würde. Auch sind möglicherweise nicht alle Details der Vergangenheit vollständig überliefert, oder Aufzeichnungen verloren gegangen. Somit erhebt diese Vereinschronik keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit.

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